Attraktiver ÖPNV in Straßenzügen
Umweltschutz und Klimawandel: zwei Stichworte, die für die Menschen immer deutlicher ins Bewusstsein rücken.
Autos produzieren Emissionen, die das Klima belasten. Busse zwar auch, aber sind die Busse ausgelastet, ist die Schadstoffbilanz deutlich besser. Bei der Verkehrsmittelwahl sollte aus Klimaschutzgründen der ÖPNV bevorzugt werden.
Dennoch zeigen Studien, dass z.B. für die Fahrten zum Arbeitsplatz oder zum Einkaufen, trotz des zudem hektischen Stadtverkehrs, die große Mehrheit der Menschen in Deutschland das Auto benutzen. Es ist das am meisten genutzte Verkehrsmittel.
In Zeiten der dem Klimaschutz dienlichen Verkehrswende, wird dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) entsprechend eine immer größere Bedeutung zuteil.
Ziel ist schließlich, Autofahrten zu minimieren. Das gelingt jedoch nur, wenn der ÖPNV attraktiv ist. Attraktiver als das Auto.
Um potentielle Nutzer für sich zu gewinnen, muss der Bus oder die Straßenbahn neben der Erreichbarkeit, Verlässlichkeit und Pünktlichkeit vor allem schnell sein.
Das gelingt nur, wenn den Fahrzeugen der Verkehrsunternehmen an den Ampeln eine „Vorfahrt“ eingeräumt wird und sie so flüssiger, ohne Behinderungen und mit einer relativ hohen Reisegeschwindigkeit zum Zielort gelangen.
Vorfahrt für den ÖPNV
Doch was bedeutet das überhaupt und wie funktioniert das?
Im Rahmen eines ÖPNV-Busbeschleunigungsprogramms werden die Lichtsignalanlagen so aufgerüstet, dass den Straßenbahnen oder Bussen bevorzugt beim Eintreffen am Knotenpunkt Grün angezeigt werden kann.
Grundlage der ÖPNV-Priorisierung ist die Kommunikation zwischen dem Steuergerät der Lichtsignalanlage und dem ÖPNV-Fahrzeug.
Nähert sich der Bus oder die Bahn der Ampel, wird vollautomatisch z.B. über ein Funksignal der Standort des sich nähernden ÖV-Fahrzeugs übertragen.
Mit dem Eintreffzeitpunkt an der LSA erhält der Bus sein Freigabesignal.
In einem Straßenzug mit aufeinander abgestimmten Grünzeiten einer Grünen Welle, hat die ÖPNV-Beschleunigung durchaus auch nachteilige Effekte auf die Koordinierung des Individualverkehrs und die Wartezeiten des Rad- oder Fußverkehrs. Diese werden jedoch für alle Verkehrsteilnehmer mit Frühbeeinflussungen und Nachbeeinflussungen zur ÖPNV-Bevorrechtigung ausgeglichen.
Sind die Auswirkungen der ÖV-Priorität an hoch belasteten Knotenpunkten für den Individualverkehr so nachteilig, dass Stau entsteht, der sich durch die ausgleichenden Maßnahmen nicht schnell wieder abbauen lässt, kann über einen Priorisierungsgrad je Lichtsignalanlage die Intensität und Wirksamkeit der ÖPNV-Eingriffe festgelegt bzw. reguliert werden.
ÖPNV Paderborn - Neuplanung von 3 Lichtsignalanlagen
Projektbeschreibung Fürstenweg:
Derzeit nutzen etwa 10.000 Kfz pro Tag den Fürstenweg. Der ÖPNV Paderborn verkehrt hier regelmäßig und stellt eine starke Alternative zum Auto dar.
Die 3 Lichtsignalanlagen (LSA) 531, 532 und 533 auf dem Streckenzug des Fürstenweges zwischen der Fürstenallee und dem Padersteinweg in Paderborn sollten aufgrund städtebaulicher Veränderungen, wie z.B. neue Radverkehrsanlagen, erneuert und nach dem aktuellen Stand der Verkehrstechnik mit neuen Signalprogrammen ausgerüstet werden.
Insbesondere soll die neue Verkehrssignalsteuerung den Anschluss der Zukunftsmeile an das Verkehrsnetz langfristig verbessern.
Um dem ÖPNV Paderborn ein attraktives Serviceangebot zu ermöglichen, müssen Verlustzeiten an Lichtsignalanlagen reduziert werden. Das bedeutet, an signalisierten Knotenpunkten müssen die Fahrzeuge der Verkehrsunternehmen beschleunigt werden. Hierzu sind in jedem Fahrzeug des öffentlichen Personennahverkehrs Funksender vorhanden, die den Standort des Busses an das Steuergerät der LSA übermitteln. Anschließend erfolgt die Auswertung, zu welchem Zeitpunkt der Bus sein Grün erhalten muss, um den Knoten ohne Halt passieren zu können und letztlich auch die Schaltung der Freigabe des jeweiligen Signalquerschnitts. Hat der Bus die Haltlinie passiert, können sofort die durch den ÖPNV benachteiligten Signalgruppen ihr Grün erhalten.
Für die Beschleunigung der Busse an den LSA innerhalb des Straßenzuges wurden vom Ingenieurbüro Geiger & Hamburgier hoch flexible Steuerungen mit einem mit dem Kunden abgestimmten Priorisierungsgrad entwickelt.
Die neu geplanten umweltsensitiven und dynamischen verkehrsabhängigen Signalprogramme wickeln die Verkehrsströme unter Rücksichtnahme auf einen ausgewogenen Kompromiss zwischen allen Verkehrsarten und den Vorgaben der aktuellen Regelwerke und Sicherheitsaspekte nun bestmöglich ab.
Für den Fuß- und Radverkehr werden aufgrund der hohen Bedeutung und zur Förderung dieser Verkehrsarten grundsätzlich komfortable Freigabezeiten geschaltet. Zudem wird das Grün parallel zur Hauptrichtung trotz der vorhandenen Taster, die u.a. die Wartezeit verkürzen können, automatisch angezeigt. Um gerade in Zeiten der Hygienemaßnahmen im Bezug auf die Pandemie darauf hinzuweisen, dass man nicht zwangsläufig dort drücken muss, um Grün zu erhalten, verwendet die Stadt Paderborn an den entsprechenden Signalmasten Aufkleber. Der Aufkleber beinhaltet auch einen Direktkontakt zum Straßen- und Brückenbauamt der Stadt Paderborn, falls Bürgern eine Störung an einer Lichtsignalanlage auffällt.
In Paderborn hat unser Büro rund 180 Lichtsignalanlagen mit ÖPNV-Beschleunigungen geplant.
Unsere Leistungen in Paderborn:
- individuelle Beratung
- Koordinierungsuntersuchung / Ermittlung der Zeit-Weg-Diagramme (Grüne Welle)
- Verkehrstechnische Planung für vollverkehrsabhängige Einzelsteuerungen und verkehrsabhängig koordinierte Steuerungen an 3 LSA
- flexible Busbeschleunigung für einen attraktiven ÖPNV mit einstellbarem Priorisierungsgrad in Straßenzügen
Technische Daten:
- LSA 531: 14 Signalgruppen
- LSA 531: 25 Signalgruppen
- LSA 531: 20 Signalgruppen
Auftraggeber:
Stadt Paderborn
Kontakt: Frau Herrmann, Herr Agethen
Projektdauer:
Planung: 2019-2020
Ausführung: 2020-2021